Proteine sind lebenswichtige Bausteine, zusammengesetzt aus Aminosäuren. Neun davon sind "unentbehrlich" (essentiell) – unser Körper muss sie über die Nahrung aufnehmen. Die Qualität eines Proteins bemisst sich an seinem Aminosäureprofil und seiner Verdaulichkeit.
Der Schlüssel zur Bewertung: Der DIAAS (Digestible Indispensable Amino Acid Score)
Der DIAAS gibt an, wie gut die unentbehrlichen Aminosäuren eines Proteins am Ende des Dünndarms verdaut und verfügbar gemacht werden. Er gilt als die genaueste Methode.
- Ein Wert >100 bedeutet exzellente Proteinqualität.
- Werte zwischen 75-100 sind gut.
- Darunter ist die Qualität geringer.
- Tierische Proteine (Milchprodukte, Eier, Fleisch) weisen meist hohe DIAAS-Werte (>100) auf, mit einem optimalen Aminosäuremix und exzellenter Verdaulichkeit.
- Pflanzliche Proteine (Hülsenfrüchte, Getreide) haben oft niedrigere DIAAS-Werte. Eine oder mehrere Aminosäuren können limitierend sein, die Verdaulichkeit manchmal leicht reduziert.
- Beispiel Soja: Sojaproteinisolat erreicht zwar einen guten DIAAS-Wert von ca. 90. Allerdings ist hier die ökologische Kehrseite zu betrachten: Der globale Anbau von Soja, steht massiv in der Kritik. Er treibt die Abholzung von Regenwäldern, z.B. im Amazonasgebiet, voran, zerstört wertvolle Ökosysteme und bedroht die Biodiversität. Auch wenn Soja für den menschlichen Direktverzehr oft aus nachhaltigeren Quellen stammt, prägt der immense Anbau das Gesamtbild.
Es heißt nicht, dass pflanzliche Proteine schlecht sind! Eine gut geplante vegane oder vegetarische Ernährung kann den Proteinbedarf decken. Wichtig ist aber:
- Protein-Qualität & Kombination: Um ein vollständiges Aminosäureprofil zu erhalten, müssen verschiedene pflanzliche Quellen clever kombiniert werden (z.B. Hülsenfrüchte mit Getreide).
- Menge: Um die gleiche Menge an verwertbaren Aminosäuren wie aus tierischen Quellen zu erhalten, muss teils mehr pflanzliches Protein konsumiert werden.
- Ökologischer Fußabdruck: Die Herkunft und Anbaumethode von pflanzlichen Proteinquellen sollte hinterfragt werden. Nicht jede pflanzliche Alternative ist per se nachhaltig, wenn man die globalen Produktionssysteme betrachtet.
Fazit: Die pauschale Behauptung der Gleichwertigkeit von pflanzlichem und tierischem Protein ist wissenschaftlich bei Betrachtung des DIAAS nicht haltbar. Tierische Proteine sind oft effizienter. Zudem wirft der Anbau mancher pflanzlicher Proteinquellen wie Soja im großen Stil ernste ökologische Fragen auf. Eine bewusste, informierte Lebensmittelauswahl ist entscheidend.
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- Food and Agriculture Organization of the United Nations (FAO). (2013). Dietary protein quality evaluation in human nutrition. (Suche: "FAO protein quality DIAAS")
- Wissenschaftliche Datenbanken (z.B. PubMed) für DIAAS-Werte.